Der Waldkindergarten bietet Kindern die Möglichkeit, sehr früh einen engen Bezug zur Natur aufzubauen. Kinder fühlen sich besonders angezogen von der belebten Natur, von Wald und Feld.
„Sehen wir vom allseits beliebten Wasser ab, das zweifellos an erster Stelle der Beliebtheit steht, so bleiben vor allem jene Örtlichkeiten im Interesse des sich frei bewegenden Kindes, die Abwechslung zu bieten vermögen, die auf kurze Entfernung schon wechselvoll sind, die voller Geheimnis stecken, die man nicht sogleich übersieht, die lauschig sind, die Verstecke haben, die Unbekanntes, Entdeckbares einschließen und die Neugierde und den Wissensdurst befriedigen können. Das ist nicht das Wohngebäude, nicht die Straße, auch nicht die gar zu bald bekannte Nachbarschaftslandschaft, sondern die nicht unter Kontrolle genommene Natur: Wiese mit Gebüschen und Bäumen, Wald, Waldrand mit Dickicht, Feld mit Wiesenverzahnung und Wildbeobachtungsmöglichkeiten, Natur mit tausendfältigem Leben und Weben.“ (Otterstädt 1962, S.278)
Die Kinder erleben und begreifen, wie der Mensch mit seiner natürlichen Umgebung verbunden ist und auf die Natur angewiesen ist. Der Wald als „Erziehungspartner“ bietet für jedes Alter die richtige Anregung und den richtigen Schwierigkeitsgrad und motiviert so jedes Kind sich zu beschäftigen und zu lernen. Ein wichtiges Ziel bei uns im Waldkindergarten ist es, achtsam mit der Natur und den Tieren, die dort leben,
umzugehen. Unsere Basis ist: Wir sind Gäste im Wald und gehen mit den Tieren und Pflanzen vorsichtig um! Um den Waldboden zu schonen, besuchen wir jeden Tag einen anderen Spielort. Zur Auswahl stehen viele verschiedene Plätze. Da der Wald sich im stetigen Wandel befindet, können bekannte Spielorte durch Rodungsarbeiten unbrauchbar werden oder wir entdecken neue Spielorte gerade dort, wo vor einem Jahr
gerodet wurde. Um sicher zu gehen, sind wir im regen Austausch mit dem Förster, so dass wir informiert werden, wenn größere Fäll-Aktionen oder auch Treibjagden stattfinden.
Die Natur wird unmittelbar erlebt und begriffen, der behutsame Umgang mit jeder Art von Leben wird erfahren und gelernt. Natur wird als Lebensraum begriffen, der schützenswert ist. Auch im Sinne der Nachhaltigkeit für nächste Generationen.
„Kinder können im Wald den standort- und witterungsbedingten Wechsel von Temperatur, Luftströmung und Licht sowie die „Frische der Waldluft“ wahrnehmen.“ („Die Klimageheimnisse unseres Waldes entdecken und handeln“, Hessen Forst, Seite 3) Somit lernen die Kinder etwas über umweltbezogene Themen wie Klima und Klimawandel.
Es kommt nicht vorrangig darauf an, dass die Kinder möglichst viele Pflanzen- und Tiernamen erlernen. Vielmehr sollen sie lernen, aufmerksam zu beobachten und Fragen zu stellen. Auf diese Weise finden sie oft Gelegenheit zum Staunen, verlieren die Scheu vor dem kleinen Waldgetier und lernen Ehrfurcht vor der Natur und behutsam mit ihr umzugehen.
Sie entwickeln mit der Zeit eine feste Bindung zur Natur. Aus dieser Zuneigung wächst auch die Bereitschaft, Verantwortung für den Schutz der Natur zu übernehmen. Die Kinder erfahren aus nächster Nähe, in welchem Rhythmus ein Jahr abläuft und wie Pflanzen und Tiere sich den Jahreszeiten und dem entsprechenden Wetter anpassen. Die Beobachtung des Wachsens und des Sterbens in der Natur schafft ein Empfinden sowohl für die Kreisläufe als auch für die Endlichkeit alles Lebendigen.
• Warum ist der Frühling bunt, duftend, laut, voller Leben und Bewegung?
• Der Winter hingegen starr, still an Farben und Gerüchen?
• Wo sind die Vögel, Insekten und die anderen Tiere im Winter und was fressen sie in dieser Jahreszeit?
• Wer hat das Blatt angefressen? Warum ist die Rinde so zerfurcht und diese so glatt?
• Wo sind die Rehe, deren Spuren wir sehen, tagsüber?
Die Kinder erfahren, dass die Natur den Schutz durch den Menschen bedarf und sie als Waldkinder generelle und besondere Regeln einzuhalten haben, um z. B. Tiere nicht zu erschrecken und Pflanzen zu bewahren. Wir sehen beispielsweise: Einen Mistkäfer, der auf dem Weg krabbelt und sich totstellt, wenn wir ihm zu nahe kommen oder eine Käferlarve, die sich unter einer Baumrinde versteckt.
„Durch das Leben in und mit der Natur gewinnen die Kinder Einsichten in Sinn- und Sachzusammenhänge der natürlichen Umwelt. Im täglichen Spiel erleben und erforschen sie die Natur. Ihrem Forscherdrang werden dabei wenig Grenzen gesetzt, denn die Möglichkeiten sind immens. In der Auseinandersetzung mit der Natur entwickeln sich Erlebnisfähigkeit, Selbstwirksamkeit und Selbstwertgefühl. Die Kinder werden in ihren alltags- und lebenspraktischen Kompetenzen gestärkt, und ihre Orientierung an materiellen Werten relativiert sich.“ („Naturraum Pädagogik“, Anke Wolfram, Seite 20)
Der Wald stellt so einen Ausgleich zur konsumorientierten Gesellschaft dar.
Das anregende Lernumfeld des Waldes unterstützt die natürliche Neugier von Kindern. Die Kinder werden motiviert, sich durch das Entdecken und Experimentieren mit ihrer Umwelt auseinander zu setzten und dadurch Zusammenhänge zu erkennen und zu begreifen. Das Sammeln, Ordnen, Unterscheiden und Beobachten der Naturmaterialien gehören zum Alltag im Waldkindergarten und regen die Fantasie an.
Das Leben und Spielen im Wald fordert von den Kindern, sich täglich an die Wetterveränderungen und die jahreszeitlich bedingten Spiel- und Lebensbedingungen anzupassen. Bei den oft etwas rauen Bedingungen draußen im Wald stärken die Kinder ihre Akzeptanz und Neugier ihrer Umwelt gegenüber. Sie machen zum Beispiel die Erfahrung: Regenwetter ist toll, denn man kann matschen und Staudämme bauen! Unbequemes Wetter, Beschwernisse, wie dicke Kleidung, Handschuhe, Kälte und Nässe, lehren die Kinder, Ausdauer und Geduld zu haben. Das Kind lernt, seine Ziele im Spiel auch dann noch zu verfolgen, wenn ihre Verwirklichung mit Beschwernissen verbunden ist.
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